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Eine Reise zur Wiege des Weins

23. Juni 2019

Eine Reise zur Wiege des Weins

Bereits seit drei Jahren arbeiten wir mit Zorik Gharibian von Zorah Wines zusammen. Für Urs Fischer ein Grund, endlich einmal nach Armenien zu reisen und die Kellerei und die Wiege des Weins zu besuchen.



Imposante Landschaft mit viel Geschichte

Von der Hauptstadt Jerewan fahren wir zuerst Richtung Süden, vorbei am imposanten Berg Ararat, wo Noah mit seiner Arche gestrandet sein soll. Danach geht es durch das Ararat Valley, um dann kurz vor der iranischen Grenze Richtung Osten abzubiegen. Unser Fahrzeug kämpft sich den Kaukasus hoch, bis wir auf 1‘800 m ü. M. den Pass erreichen und danach die Provinz Vayots Dzor durchqueren. Nach einer Fahrt entlang einer kurvenreichen Strasse gelangen wir schliesslich nach Areni, wo wir in der «Cave 1» die Ausgrabung einer über 6‘000 Jahre alten Kelteranlagen besichtigen. Von Areni geht es schliesslich weiter in das kleine Dörfchen Rind, auf 1‘400 m ü. M. zur Kellerei von Zorik Gharibian. Ein schlichtes Gebäude inmitten einer imposanten Landschaft mit Hügeln und Bergen, die im Mai noch immer schneebedeckt sind.

überraschend anders

Ein strahlender Zorik empfängt uns, entschuldigt sich für das kalte Wetter (es sind keine 15 Grad, eine Woche später werden dann bereits 30 Grad herrschen und im Sommer sind Temperaturen von bis zu 40 Grad keine Seltenheit.) und zeigt uns seine Kellerei. Ein schlichter Bau, der im Inneren aber überraschend anders ist als alle Weinkeller, die ich bisher gesehen habe – und das sind doch einige. An den Wänden stehen grosse, konische Zementtanks, im Zentrum hat es eine Ansammlung von Amphoren, die einen freistehend, die anderen in einem gossen Bett aus Sand und Kies eingegraben. Die Philosophie von Zorik ist eigentlich einfach: armenische Weine zu machen, die authentisch sind und ihre eigene Persönlichkeit haben.

Amphoren sind Mangelware

In Armenien ist der Weinausbau in Amphoren schon seit jeher verbreitet, das Barrique und Holzfass unbekannt. Leider ging die Tradition der Amphoren-Herstellung unter der russischen Besatzung verloren und so produziert heute in Armenien niemand mehr Amphoren. Alle Amphoren in Zoriks Keller stammen aus der Region und wurden aus alten Kellereien oder Häusern zusammengekauft. Das ist allerdings ein immer schwieriger werdendes Unterfangen, da der Weinbau in Armenien boomt und die Nachfrage nach Amphoren steigt. Aus dieser Situation heraus ist Zorik Gharibian nun dabei, mit Töpfern aus der Toskana eine Ausbildungsstätte zur Herstellung von Amphoren zu gründen, und zwar direkt neben seinem Weingut. Dadurch können junge Leute dieses Handwerk wieder erlernen und die traditionellen Gefässe für die wachsende Weinproduktion zur Verfügung stellen. «Die Amphoren sind das klassische Gefäss der armenischen Weinkultur. Und dieses Erbe gilt es zu bewahren und zu fördern», meint Zorik.

wurzelechte Reben – einmalig!

Ein riesiger Vorteil ist, dass Armenien nie von der Reblaus befallen war. Somit findet man hier, heute wohl weltweit einmalig, vor allem wurzelechte, also ungepfropfte Reben.
Allerdings gibt es in Armenien keine Rebschulen, um Rebsetzlinge zu kaufen. Also hat Zorik seine ersten eigenen Rebtriebe auf einem vor Jahrhunderten verlassenen Rebberg des Klosters Noravank (Bild) geholt und sie selber gezogen. In der Zwischenzeit selektioniert Zorik in seinem Rebberg eigene Areniklone, die er dann in der eigenen Rebschule anpflanzt. Auch hier ist Zorik Gharibian ein Pionier!

Verkostung

Wir haben bei unserem Besuch das Vergnügen, in einer vertikalen Degustation die letzten Jahrgänge dieses noch jungen Betriebes zu verkosten.

Beim weissen Voski zeigen sich ziemliche Unterschiede bei den einzelnen Jahrgängen. Die Cuvées aus den autochthonen armenischen Sorten Voskéat und Garandmak ergeben für das doch heisse Klima jedoch erstaunlich frische und knackige Weine. Beim Karasi haben wir die Jahrgänge 2014 bis 2017 degustiert. Alle Weine zeigen sich sehr frisch, mit schöner Fruchtaromatik, viel Eleganz und sanfter Fülle. Yeraz ist der Topwein des Weinguts (Yeraz heisst auf Armenisch übrigens «Glück» und ist auch der Vorname von Zorik‘s Frau) und ist grosses Kino: Der Wein besticht durch Eleganz und Vielschichtigkeit, ist sehr filigran und komplex am Gaumen und ein Wein mit einem langen Abgang. Ganz gross, aber leider mit 4‘000 Flaschen pro Jahrgang sehr limitiert.

Eindrücklicher Pioniergeist

Zorik verkauft den Grossteil seiner Weine ins Ausland, hat aber eine wachsende Nachfrage in Armenien selber. Wir haben auf unserer Reise durch das Land die Weine oft auf den Weinkarten guter Restaurants gefunden. Nach der Meinung vieler Einheimischen, mit den wir diskutiert haben, gehören die Weine von Zorah zu den Besten. Das finden wir auch.
Armenien haben wir als ein Land erlebt, dass eine uralte Weinkultur hat, die zwischenzeitlich etwas verloren ging, heute aber zu neuem Leben erwacht. Dazu braucht es Pioniere, die mit viel Enthusiasmus sowie mit Liebe zum Land und seinen Produkten das uralte Handwerk des Weinbaus aus dem Dornröschenschlaf aufwecken. Zorik ist ein solcher Pionier und aktuell sicher einer der interessantesten Köpfen in diese noch jungen Szene. New old wineworld!

Urs Fischer, im Mai 2019

Zorah Wines

Alle Weine von Zorah Wines finden Sie in Fischers WEINLADEN oder in unserem Webshop.