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Winzergespräch Nr. 13 mit Paul-Arthur Bardet, Vignobles Bardet

21. März 2022

Winzergespräch Nr. 13 mit Paul-Arthur Bardet, Vignobles Bardet

Wenn in einem traditionsreichen Familienbetrieb die nächste Generation mit ins Boot steigt, werden die Segel neu gesetzt und es weht ein frischer Wind. So bei der Familie Bardet: mit den Geschwistern Paul-Arthur, Thibault und Alice hat sich das Weingut in den letzten Jahren zu einem Zweigenerationen-Betrieb gewandelt. Ganz zur Freude der Eltern Sylvie und Philippe Bardet.



Der Keller der Familie Bardet liegt direkt am Fluss Dordogne. Keine Überraschung, war das Familienunternehmen doch bis Ende des 19. Jahrhunderts im Weintransport tätig und beförderte auf Flussschiffen Weinfässer. Diese Wurzeln sind auch heute noch im Firmenlogo erkennbar. Als mit dem Einzug der Eisenbahn der Flusshandel einbrach, widmete sich die Familie ganz dem Weinbau. Heute ist mit Paul-Arthur, Thibault und Alice Bardet die junge und bereits sechste Generation am Werk – gemeinsam mit ihren Eltern Philippe und Sylvie. Mit Offenheit und viel Platz für neue Ideen schaffen sie in der traditionsreichen und weltbekannten Weinregion Saint-Émilion den Spagat zwischen Bewährtem und Neuem.

Anlässlich eines Besuchs in Bordeaux hat Urs Fischer im Winzergespräch mit Paul-Arthur über Familie, das Image von Saint-Émilion und «Peaky Blinders» & Co gesprochen.

Ihr stammt aus einer traditionsreichen Winzerfamilie mit 300-jähriger Geschichte. War für dich der Einstieg ins Familienweingut schon immer klar?

Ich hatte das Glück, dass mein Vater nie die Erwartungshaltung hatte, dass ich in den Familienbetrieb einsteige. Aber ich bin mit dem Wein und auf dem Weingut aufgewachsen, war schon als Kind viel in den Rebbergen und habe dann später die Weine natürlich auch verkostet. So hat sich mein Interesse am Wein und auch am Familienbetrieb sehr natürlich und nach und nach entwickelt.

Vignobles Bardet ist ein echter Familienbetrieb, fünf Familienmitglieder aus zwei Generationen arbeiten mit. Wie funktioniert das? Gibt es da nicht Herausforderungen?

Ja, es ist schon so, dass es in einem Zweigenerationen-Betrieb zu Konflikten kommen kann. Wir haben das Glück, dass unser Vater uns – also mir und meinen Geschwistern – viel Freiraum für Innovationen und neue Ideen lässt. Das gibt uns die Möglichkeit, die Sichtweise unserer Generation einzubringen. So haben neben den traditionellen Weinen auch neue Produktlinien wie «Dornish Wine» oder «Peaky Blinder» Platz. Und auch unsere Schwester Alice, die seit rund zwei Jahren im Betrieb mitarbeitet, kann ihre Ideen und Vorstellungen miteinbringen. Das klappt wirklich sehr gut so.

Ein Familienbetrieb durch und durch: Thibault, Paul-Arthur, Louis, Alice sowie die Eltern Sylvie und Philippe Bardet. Bis auf Louis, der noch in der Ausbildung ist, sind alle Familienmitglieder auf dem Weingut engagiert.

Euer Weingut umfasst mehrere Rebberge – unter anderem Château du Paradis und Château Franc le Maine – und ist mit total 90 Hektaren ein grosser und vielseitiger Betrieb. Wie seid ihr organisiert und wie werden die Rebberge bewirtschaftet?

Von den 90 Hektaren fallen rund 40 Hektaren in die Region Côtes de Castillon und 50 Hektaren liegen in Saint-Émilion. Früher waren die Lagen in Saint-Émilion sehr stark zerstückelt und über die ganze Region auf kleine Parzellen verteilt. In den letzten 20 Jahren konnte mein Vater durch Zukauf und Abtausch die Rebberge konsolidieren, so dass wir heute in Saint-Émilion vier Rebberge haben: Château Val d’Or, Château Pontet-Fumet, Château Franc le Maine und Château du Paradis. Das erleichtert die Arbeit natürlich immens. Die vier Rebberge werden separat bewirtschaftet, damit wir auf die verschiedenen Terroirs und Stilistiken eingehen können. Vinifiziert werden sämtliche Weine hier zentral bei uns im eigenen Keller.

Bordeaux und Saint-Émilion gelten weltweit als Weinklassiker schlechthin. Wie geht ihr mit diesem Image um? Ist es eine Ehre oder eher ein Korsett? Und wie beeinflusst dieses Image eure Arbeit?

Es ist definitiv eine Ehre, Wein in und für die Region Saint-Émilion zu machen. Unsere Region ist geprägt von kleineren Familienweingütern, hier hat es eigentlich keine riesigen, anonymen Grossbetriebe, was exakt unsere Werte und Haltung widerspiegelt. Saint-Émilion hat eine lange Geschichte, jeder kennt die Region. Es ist zwar ein kleines Gebiet, hat aber einen grossen Namen – von daher ist es ganz klar eine Ehre. Natürlich gibt es in diesem Fall auch gewisse Vorschriften, die es zu respektieren gilt. Aber gleichzeitig ermöglichen die einmaligen Lagen und Böden, Weine von grosser Qualität zu vinifizieren. Für mich ist es ein Glück, hier in Saint-Émilion arbeiten zu dürfen.

Bild: Urs Fischer mit Paul-Arthur während seines Besuchs im Keller des Weinguts.

Ihr habt zu den beiden erfolgreichen Serien «Game of Thrones» und «Peaky Blinders» je eine Weinlinie entwickelt. Wie entstand die Idee und wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Die Idee stammt von meinem Bruder Thibault, er ist ein grosser Fan von Serien. Mit der Serie im Hinterkopf, realisieren wir passend zu der jeweiligen Handlung einen Wein. Im Falle von Peaky Blinders haben wir einen Rebberg ausgesucht, der in den 1920er-Jahren angepflanzt wurde – in dieser Zeit spielt auch die Serie. Wir stellen uns jeweils vor, wie der Wein aus unserer Sicht schmecken sollte, damit er in und zu der Geschichte passt – und so versuchen wir ihn dann zu vinifizieren. Mit dem Wein und unserer Idee sind wir dann auf die verantwortlichen Personen von Peaky Blinders zugegangen. In den 1920-Jahren wurde sehr viel Wein von Bordeaux nach England exportiert, was eine schöne Verbindung zwischen dem Handlungsort Birmingham und unserer Heimat ergibt. Diese Geschichte dahinter und der speziell dafür kreierte Wein haben die Produzenten von Peaky Blinders dann überzeugt.

Wow, interessant. Habt ihr weitere solche spannenden Projekte in der Pipeline?

Ja, das kann ich hier und jetzt ganz exklusiv verraten, da wir eben kürzlich die Zusammenarbeit unter Dach und Fach bringen konnten. Es handelt sich dabei um eine Weinserie zu «The Lord of the Rings». Wir haben in diesem Fall die Rechte für die Bücher von R.R. Tolkien erhalten, was unfassbar viele Möglichkeiten eröffnet. Dieses Mal ist das Vorgehen allerdings ein wenig anders und wir beginnen erst jetzt, die entsprechende Weinserie zu entwickeln. Thibault wird sich in nächster Zeit gerne und sehr intensiv mit diesem Projekt beschäftigen.

Nachhaltigkeit und naturnaher Anbau sind euch sehr wichtig. Bereits euer Vater hat den Betrieb in den letzten Jahrzehnten dementsprechend ausgerichtet. Habt ihr diesbezüglich noch weitere Ziele?

Ja, wir werden die eingeschlagene Richtung unseres Vaters definitiv weitergehen, eine Bio-Zertifizierung ist jedoch nicht angedacht. Die Bio-Richtlinien sind international einheitlich. Wir hier in Bordeaux sehen uns jedoch mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert als beispielsweise Winzer im Elsass. Und unterschiedliche Probleme erfordern unterschiedliche Massnahmen. Von daher machen allgemein geltende Richtlinien für uns wenig Sinn. Ökologische Methoden sind für uns ein grosses und wichtiges Thema. Wir möchten jedoch exakt auf unsere Bedürfnisse abstimmet Massnahmen ergreifen und dies allenfalls auf die lokalen Gegebenheiten adaptieren können. Das erscheint uns für eine nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung wichtiger zu sein – und das stimmt nicht immer und zwingend mit den international geltenden Bio-Richtlinien überein.

Was ist eure Vision für Vignobles Bardet? Wo seht ihr euer Familienweingut in zehn Jahren?

Wir möchten den Bereich Oenotourimus ausbauen. Erste Massnahmen sind bereits lanciert. Unser Ziel ist es, unser Weingut mit verschiedenen Aktivitäten und Events für Besucherinnen und Besucher zu öffnen. Und wir werden im Rebberg betreffend Frostschutz Massnahmen ergreifen müssen. Die letzten fünf Jahre waren wir jeweils von Frostschäden betroffen, was unser jährlicher Ertrag von 50 Hektoliter auf 22 Hektoliter pro Hektare minimierte. Das ist eine regionale Entwicklung, der wir mit gezielten Massnahmen entgegentreten müssen.

Bild: Der Keller der Familie Bardet liegt direkt an der Dordogne.

Die Weine

Folgende Weine der Familie finden Sie in unserem Webshop oder in Fischers WEINLADEN.

_Dornish Wine Castillon Côtes de Bordeaux AC
_The Imp's Delight Dornish Wine Saint-Émilion AC
_Soeurette Saint-Émilion AC
_Château Franc Le Maine Grand Cru Saint-Émilion AC
_Château du Paradis Grand Cru Saint-Émilion AC


Winzergespräch

Fischer Weine im Gespräch mit Winzern. In einer losen Reihe stellen wir Ihnen in Form von Kurzinterviews Winzerinnen und Winzer aus dem In- und Ausland vor.